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Letzte Änderung:
10.10.2003
© 1996 - 2003 Christiane Eichler
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Schwarzstickerei (Blackwork)

Die Schwarzstickerei ist eine in Deutschland recht wenig bekannte Technik, obwohl sie in hier im 15. und 16. Jahrhundert ebenso benutzt wurde wie im übrigen Europa. Seit den 60er Jahren erlebt die Technik in den angelsächsischen Ländern eine Wiedergeburt, und es entstehen faszinierende Stickereien.

Die deutsche Zeitschrift Anna hat in einem ihrer Hefte einen Kurs über Schwarzstickerei veröffentlicht (Heft 6/1996), mit einigen sehr schönen Anwendungen. Sonst gibt es im deutschen Raum kaum etwas über das Thema, es sei denn, in Handarbeitsbüchern, die aus dem Englischen übersetzt worden sind.

Schwarzstickerei ist im wesentlichen eine linienorientierte Stickart, die in verschiedenen Stichen ausgeführt werden kann. Sie wird fast immer in einer Farbe auf einem kontrastfarbenen Grund ausgeführt. Wenn mehr als eine Farbe verwendet wird, dann wird sie sparsam verwendet. Schwarzstickerei bezieht ihre Wirkung von ihrem grafischen, oftmals geometrisch geprägten Aussehen. Es gibt zweierlei Ausprägungen, eine klassische und eine heutige.

Bilder sagen mehr als tausend Worte, deshalb hier ein Bild von einem Lesezeichen in Schwarzstickerei, das ich für den Bookmark Swap 1995 des CompuServe Crafts-Forums gemacht habe. Dabei wurden Lesezeichen ausgetauscht. Es handelt sich um einen eigenen Entwurf, wobei ich das Blättermuster einem Photo im Anchor Manual of Needlework entnommen habe.

Bild Lesezeichen Schwarzstickerei
Ich habe noch einige Links zusammengetragen, wo es weitere Bilder von Schwarzstickereien gibt.

Vielen Dank, Helene Kowalewski, für die Anregung!

Die klassische Schwarzstickerei ist hauptsächlich für Kleidung verwendet worden. Aufwendige Schwarzstickerei findet man in den Portraits von Hans Holbein d. J. Sie wurde auf Wäsche hauptsächlich schwarz auf weißem Stoff gestickt. Auf Mustertüchern wurde sie jedoch sowohl in kräftigen Farben (blau, rot, grün, braun) als auch in Pastellfarben gestickt. In Bauerntrachten kommt sie meist in kräftigen Farben auf weißem Grund vor.

Gestickt wurde, wenn es um Wäsche ging, häufig in Linienstich. Die breiten Manschetten mit Schwarzstickerei mußten von beiden Seiten gut aussehen. Ansonsten wird der Rückstich verwendet.

Meist handelte es sich nicht um Zählstickereien, wie das heute der Fall ist, sondern um auf Leinen gedruckte Motive, die von den Händlern an die Hausfrauen verkauft wurden, die sie dann ausstickten. Also eine Methode, die es auch heute noch gibt.

In den Museen gibt es zahlreiche Beispiele für diese Stickereien. Sie wurden häufig mit anderen Techniken zusammen verwendet. Es gibt Beispiele für Pailletten, Perlen und Goldstickerei im Zusammenhang mit Schwarzstickerei.

Die Muster waren entweder strikt geometrisch, oder aber figürlich (Blumen, Tiere). Für Wäsche wurden häufig Borten verwendet. Es wurden keine Spielereien mit den Grauwerten der Muster betrieben, sondern die einzelnen Muster hatten sehr ähnliche Grauwerte. Es gab auch noch Muster, die mit einem stärkeren Faden umrandet waren. Manchmal wurde der Grundstich dabei dann noch mit Überwendlingsstichen verziert. Als Umrandung kam neben Linien- und Rückstich auch der Kettstich zum Einsatz. Die Umrandung wurde anschließend mit einem Flächenmuster ausgefüllt.

Die heutige Schwarzstickerei geht ganz bewußt mit den Grauwerten der einzelnen Muster um. Meist wird eine (ungezählte) Umrahmung ausgefüllt. Licht und Dunkel können dabei ganz gezielt eingesetzt werden. Damit werden Landschaften gezeichnet, oder Blumen, oder Bauwerke. Die Möglichkeiten sind äußerst vielfältig, insbesondere, wenn man noch Kombinationen mit anderen Techniken hinzurechnet. Eine Spielart füllt den Hintergrund mit einem Flächenmuster, während das eigentliche Motiv ungestickt bleibt. Eine weitere Abwandlung verwendet immer dasselbe Muster und variiert die Garnstärke, um eine Schattierung zu erreichen. Natürlich werden auch heute noch die klassischen Muster gestickt und auch variiert.

Farblich gesehen ist die Schwarzstickerei heute vielfältiger geworden. Es werden teilweise mehrere Farben verwendet, manchmal sogar ombrierte Garne. Es wird nicht nur dunkel auf hell, sondern auch umgekehrt gestickt. Mary Hickmott hat in einigen Ausgaben ihrer Zeitschrift New Stitches die Schwarzstickerei mit Kreuzstich kombiniert. Dadurch entsteht der Eindruck einer Spitze auf dunklem Grund. New Stitches bringt überhaupt häufig Schwarzstickerei, oft in Verbindung mit einem Kurs.

Heutzutage ist die Schwarzstickerei eine Zählstickerei. Sie wird auf quadratisch gewebten Stoffen ausgeführt, also auf Leinenbindung, Panamabindung, und Aida. Die Stiche gehen meist über zwei Fäden, können aber auch über drei oder vier gehen.

Die Stiche

Die hauptsächlich in der Schwarzstickerei verwendeten Stiche sind Linienstich (Holbeinstich) oder Rückstich (Steppstich). Sie werden sowohl für Konturen als auch für Füllmuster verwendet. Konturen können jedoch auch noch in anderen Stichen ausgeführt werden, z. B. in Kettenstich, und die mit Überwendlingsstichen variierten Formen der drei genannten Stiche. Als letzte Möglichkeit für Konturen kann man noch einen aufgelegten Faden nehmen. Hier gibt es zahlreiche Variationsmöglichkeiten.

Ich persönlich ziehe den Rückstich für fast alle Arbeiten vor. Er hat bei langen Geraden den Vorteil, daß er nicht unregelmäßig wird wie der Linienstich. Außerdem ist die Arbeitsreihenfolge einfacher.

Beim Linienstich gilt es zu beachten, daß man, wenn man die Rückreihe arbeitet, die Nadel immer oberhalb des schon vorhandenen Stiches aussticht, und unterhalb einsticht. Das ergibt (übertrieben) folgendes Muster: /// oder \\\. Auf diese Weise wird am ehesten aus einer geraden Linie auch optisch eine Gerade. Diesen Tip habe ich von Martha-Jeanne Barton, die unseren Blackwork-Online-Stickkreis im September 1996 leitete.

Hier nun die versprochenen Links:

english Rec.Crafts.Textiles.Needlework Projects Gallery Auf dieser Seite finden Sie einige schöne Fotos von Stickereien, darunter auch eine Serie von 4 Weihnachtskarten. Die Weihnachtskarten rechts oben und links unten sind in Schwarzstickerei und typisch für die moderne Ausprägung. Achtung, es dauert ein wenig, bis die Seite geladen ist, da sie recht viele Grafiken enthält.
english Blackwork Embroidery Archives Hier findet sich eine umfangreiche Sammlung von Mustern, die zwar heute entworfen wurden, jedoch klassische Ausprägung haben.
english Blackwork Embroidery Diese Seite leitet weiter zu zwei Ansichten einer Manschette aus dem 16. Jahrhundert, die ein gutes Beispiel für ein Originalstück in Schwarzstickerei ist. Man sieht hier besonders gut, wie frei gestaltete Umrandung mit gezählten Füllungen kombiniert ist.